Lüneburgs historisches Rathaus
Fast 800 Jahre Bau- und Sanierungsgeschichte
Das Lüneburger Rathaus ist mit seiner prächtigen Barockfassade eines der bekanntesten Wahrzeichen der Hansestadt. Es ist ein komplexes Baudenkmal von außerordentlicher kultureller Bedeutung. Die ältesten Teile des Rathauses wurden um das Jahr 1230 erbaut. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte kamen viele weitere Gebäudeteile hinzu.

Das Rathaus ist Sitz der Stadtverwaltung. Außerdem beherbergt es Empfangs- und Sitzungssäle sowie einige überaus wertvoll ausgestattete und historisch bedeutende Räume.
Einige der historischen Räume sind im Rahmen der Rathausführung zu besichtigen.

Magnolienblüte im Rathausgarten
Foto: Hansestadt Lüneburg
Der Rathausgarten
Der heutige Rathausgarten wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Aus dieser Zeit stammt auch die Ummauerung hin zur Waagestraße. Zuvor wurde die Fläche als Wirtschaftsgarten genutzt.
Die Magnolienbäume, die jedes Jahr im Frühjahr prächtig blühen, wurden ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt und sind somit schon über 100 Jahre alt.
Der Rathausgarten ist tagsüber für Besucher:innen geöffnet, mehrere Bänke laden zum Verweilen ein. Der Garten wird auch für Empfänge, Feiern und weitere Anlässe genutzt.
Rathaussanierung nach Masterplan
So wird Lüneburgs Rathaus für die Zukunft fit gemacht
Ein kostbares Baudenkmal braucht viel Pflege – das gilt auch für das Lüneburger Rathaus. Ab 2010 wurden die einzelnen Abschnitte des Rathauses nach und nach im Rahmen eines Masterplans saniert.
Ziel ist es, die historische Bausubstanz sowie die Kunst- und Kulturgüter zu pflegen und zu erhalten. Im Rahmen des Masterplans wurde auch der Brandschutz verbessert.
Der bis 2025 ausgelegte Masterplan diente gemäß der Empfehlung des Landesamtes für Denkmalpflege dabei als Leitfaden für denkmalgerechte Sanierungen sowie zur Akquise von Fördermitteln.
Einige aktuelle Baumaßnahmen gehen bereits über den Masterplan hinaus. Dazu zählen die Errichtung der WC-Anlage in der Waagestraße und die Sanierung und Sicherung der Marktfassade.

Innenstadtansicht mit dem Rathauskomplex im Vordergrund
Foto: Hansestadt Lüneburg
Abgeschlossene Sanierungsmaßnahmen (Auswahl)
Im Rahmen des Masterplans wurden zunächst die in statischer Hinsicht dringendsten Sicherungsmaßnahmen umgesetzt. Dazu zählten unter anderem die Instandsetzung der tragenden Pfeiler des Kellers im Kämmereigebäude sowie die Nachgründung und Instandsetzung des Nordgiebels.
Mit der Bürgermeisterkörkammer und dem Alten Archiv wurden zudem zwei bedeutende Bestandteile des Rathauses mit erhaltener Ausstattung aus dem 15. und 16. Jahrhundert instand gesetzt. Die Gebäudesubstanz wies statische Probleme und andere Schäden auf.
Die nachfolgende Übersicht zeigt die seit 2015 fertiggestellten Baumaßnahmen.

Ambrosiuskeller

Giebel des Fürstensaals

Kleiner Ratshof
Ambrosiuskeller
Maßnahme: Mauerwerksinstandsetzung, statische Ertüchtigung
Zeit: 2010 bis 2015
Baukosten: 310.000 Euro
Der Ambrosiuskeller befindet sich unterhalb der Gerichtslaube und gehört zu den ältesten Teilen des Rathauses. Er stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Die Kelleraußenwände, die Pfeiler und das Gewölbe wiesen, bedingt durch Feuchtigkeit und Salze, starke Schäden auf, die auch für die darüber liegenden Gebäudeteile in statischer Hinsicht bedenklich waren.
Fürstensaalflügel – erster Abschnitt
Maßnahme: Giebelsanierung
Zeit: 2011 bis 2015
Baukosten: 1,06 Millionen Euro
Das mächtige Dach des Fürstensaals bedurfte dringend einer gründlichen Instandsetzung. Es überspannt mit einer beeindruckenden Hängekonstruktion den prächtig ausgestatteten Fürstensaal aus dem 15. Jahrhundert, der darunter stützenfrei gestaltet und als Tanzsaal genutzt werden konnte.
Kleiner Ratshof
Maßnahme: Fassadensanierung, angrenzende Dachkonstruktion, Glasdach, Neugliederung des Zugangs für Rathausführungen
Zeit: 2013 bis 2016, Fachwerksanierung 2025
Baukosten: 750.000 Euro (bis 2016)
Im Bereich des Kleinen Ratshofes entstand der jetzige Eingangsbereich für die Rathausführungen mit Garderobe und Kassenraum. Die WC-Anlagen, die auch für die Veranstaltungen im Huldigungssaal und Fürstensaal genutzt werden, sind modernisiert worden. Außerdem wurde der so genannte Zwischenbau denkmalgerecht instand gesetzt. Dazu gehörten unter anderem die Nachrüstung der Türen zum Brandschutz sowie die Dämmung des Dachgeschosses, in dem sich Verwaltungsbüros befinden.
Der Kleine Ratshof erhielt seine gläserne Überdachung, die ihn vor der Verschmutzung durch Tauben schützen soll. Die geschädigten Fassaden und Dachkanten des Hofes wurden denkmalgerecht saniert.

Kämmereiflügel

Huldigungssaal

Traubensaal
Kämmereiflügel
Maßnahme: Fassadensanierung, Sanierung Dachanschluss
Zeit: 2016 bis 2021
Baukosten: 910.000 Euro
Huldigungssaal und Traubensaal
Maßnahmen: Restaurierung Malereien, Erneuerung Elektro/IT, Bodensanierung (Huldigungssaal), Bodensanierung und Wandanstricht (Traubensaal)
Zeit: 2016, 2021 bis 2022
Baukosten: gesamt 282.500 Euro

Magazingebäude

Untere Gerichtslaube

Gerichtslaube
Magazingebäude
Maßnahme: Restaurierung Tonnengewölbe und Terrazzoboden, Umbau zum Sitzungssaal
Zeit: 2015 bis 2019
Baukosten: 510.000 Euro
Das Magazingebäude, das früher zum Stadtarchiv gehörte, ist instand gesetzt worden und wird inzwischen als Sitzungssaal sowie bei Bedarf auch als barrierefrei zugängliches Briefwahlbüro genutzt. Unter anderem wurde eine später eingebaute Stahlbetondecke entfernt, so dass die prächtig bemalte Holztonnendecke von 1899 wieder sichtbar geworden ist.
Gerichtslaubenflügel / Untere Gerichtslaube
Maßnahmen: Ausbau der öffentlichen Sanitäranlagen, Umbau zu Ausstellungszwecken (Untere Gerichtslaube), Sanierung des Mauerwerks, Dachtragwerk, statische Ertüchtigung, Fenstersanierung
Zeit: 2016 bis 2023
Baukosten: gesamt 1.880.000 Euro
Große Kommissionsstube
Maßnahmen: Bodensanierung, Elektroerneuerung, Ausstattung mit Videokonferenztechnik
Beginn: 2024 bis 2025
Baukosten: 30.000 Euro
Laufende Sanierungsmaßnahmen (Auswahl)

Das Dach des Fürstensaalflügels wird saniert und neu eingedeckt.
Foto: Hansestadt Lüneburg
Fürstensaalflügel
Maßnahmen: Sanierung Dachtragwerk, Erneuerung Dacheindeckung
Beginn: 2023
Baukosten: geschätzt 1 Million Euro, Förderung aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes
Erneuerung der Brandmeldeanlage
Beginn: 2021
Baukosten: geschätzt 1 Million Euro
Öffentliche WC-Anlage in der Waagestraße
Maßnahmen: Errichtung der Sanitäranlage, Anschluss an Fernwärme, Sanierung der Grundleitungen, barrierearmer Innenhof
Beginn: Planung seit 2017, Baubeginn 2019
Baukosten: geschätzt 1,05 Millionen Euro
Sanierung und Sicherung der Marktfassade
2025 wurden einige Sofortmaßnahmen notwendig, darunter eine Abstützung der äußeren Granitsäulen. Ab 2026 soll die Standsicherheit der Fassade wieder hergestellt werden.
Glockenspiel
im Rathausturm

Das Glockenspiel auf dem Rathausturm
Foto: Hansestadt Lüneburg
Es ist eine feste Lüneburger Tradition seit 1956: Ganz oben auf dem Rathausturm erklingen dreimal täglich die 41 Glocken aus Meißener Porzellan. Die Spielzeiten sind jeweils um 8, 12 und 18 Uhr.
Nur in der Wintersaison ist nichts zu hören. Dann versetzt die Hansestadt ihre Glocken in einen Winterschlaf, weil Kälte und Frost dem kostbaren Porzellan zusetzen. Vor allem beim Anschlagen der Glocken könnte es dann passieren, dass sie springen.
Erst im Frühjahr, wenn die Temperaturen angestiegen sind, können die Glocken wieder ihren alltäglichen Dienst tun, zur Stunde schlagen und drei Mal am Tag die Lüneburger und die Besucher der Stadt mit den Melodien des Lüneburger Komponisten Johann Abraham Peter Schulz (1747 bis 1800) verwöhnen.
Grundsätzlich erklingen zu den Jahreszeiten unterschiedliche Melodien. Im Frühjahr werden in der Reihenfolge gespielt: „An die Natur“, „Es war ein Schäfer und seine Schäferin“ und das berühmte Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ mit dem Text des Gedichts von Matthias Claudius.
Im Sommer ist dann zuerst der „Heureigen“, dann „Der Landmann“ und wieder das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ zu hören.
Im Herbst wird zuerst das Erntelied „Bauernmarsch“, daraufhin der „Erntetanz“ aus der Oper „Das Erntefest“ und zuletzt wieder das Abendlied gespielt.
Die 41 Glocken samt Glockenstuhl stammen aus dem Jahre 1956, dem Jahr als Lüneburg 1000-jähriges Jubiläum feierte. Zahlreiche Lüneburger Einrichtungen beteiligten sich damals an der Errichtung des Spiels und schufen mit den Glocken aus dem besonderen Porzellan eine Seltenheit in Deutschland.
Im Frühjahr 2016 ist der Glockenstuhl zuletzt modernisiert worden, weil die Witterung der Anschlagtechnik zu schaffen machte. Zum Teil hatte sich Rost gebildet oder die Teile sind einfach verschlissen. Damals sind die Anschlagklöppel und die Anspieltechnik überarbeitet worden. Auch die Holzkonstruktion des Stuhls war in die Jahre gekommen, so dass ein neuer Stuhl aus robustem Eichenholz montiert worden ist.
Im Juli 2018 hat der Bürgerverein Lüneburg ein Hinweisschild gespendet, das vor der Tourist-Info auf das Glockenspiel verweist.
Hansestadt Lüneburg
Bereichsleitung Kultur
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