Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch zur Lüneburger Innenstadt: Ihre Rede im Rahmen der LCM-Jahreshauptversammlung
HANSESTADT LÜNEBURG. – Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sprach im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Lüneburger Citymanagements (LCM) ausführlich zu Themen aus der Innenstadt. Ihre Rede im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich war heute Mittag bei der Einweihung unseres Gradierwerks im Kurpark. Das ist ein gelungenes Beispiel für einen guten Blick auf unsere Stadt: Es ist gleichzeitig historisch und innovativ. Wir haben mit der SALVA GmbH ein Lüneburger Wahrzeichen saniert und ein historisches Baudenkmal mit innovativer Energietechnik kombiniert.
Erhalten und zugleich in die Zukunft führen – das war im Grunde exakt das Ziel der Werbe‐ & Parkgemeinschaft, die 1965, also vor 60 Jahren, als direkter Vorgänger des LCM gegründet wurde. Die Werbe‐ & Parkgemeinschaft war damals ein völlig unpolitischer Zusammenschluss ehrbarer Kaufleute, die gemeinsam und mit der Verwaltung ihre Stadt stärken wollten.
Ein Blick ins LZ‐Archiv: 29. April 1965, Seite 3, geschrieben vom legendären Chefredakteur Helmut Pleß. Überschrift: „Für die Stadt um Sympathien bitten ‐ Heimische Wirtschaft gründet Werbe‐ & Parkgemeinschaft e. V.“ Im Vorstand bis heute klingende Namen: Max Böttger, Reinhold Grote, Gerhard Timper.
Im Text heißt es: „Für Lüneburg als wirtschaftlicher, kultureller und verkehrsmäßiger Mittelpunkt eines großen Landschaftsgebietes, dem die Heidestadt ihren Namen gab, ist bisher zu wenig geklappert worden. Zu wenig im Vergleich zu allem, was Lüneburg zu bieten hat."
Die Ziele werden u. a. so formuliert: Einerseits mit einladender Geste eine geschickte „Hereinspaziert‐Werbung“ beginnen und mit der anderen Hand Parkplätze nachweisen, die man im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung freihält.
Eine Einkaufsfahrt nach Lüneburg solle sich in angenehmer Weise verbinden lassen mit allem, was die Stadt an „unterhaltenden, erbaulichen und vergnüglichen Extras“ zu bieten hat. Genannt werden dann: Kurpark, Meisterkonzerte, Kaffeepause, Stadtbesichtigung, Theater und Hallenbad.
16 Jahre später, 1981, feierte dann die LZ auf Seite 3:
„Einkaufen zum Nulltarif“: „Am Sonnabend wieder vom Parkplatz Sülzwiesen mit kostenlosem Shuttle‐Bus“ ‐ finanziert von der W&P.
Das Ansinnen, Gutes für die Stadt, für den Handel, für die Gäste zu tun, dieses Ansinnen ist unverändert auch im LCM spürbar. Im vergangenen Jahr haben wir vom LCM die Broschüre bekommen, in der die Wünsche und Vorstellungen des LCM formuliert sind. Unter dem Titel: „Wir sind dafür.“
Wir haben uns die einzelnen Punkte angeschaut. Hier im Schnelldurchgang ein Update dazu und da sage ich Ihnen auch ganz ehrlich, was wir können und was wir nicht können.
- Parkleitsystem erneuern: Das finden wir auch wichtig. Aktuell gibt es dafür keine Haushaltsmittel. Wir sind in der Recherche, welche Systeme gut sind, um das Thema weiter voranzutreiben.
- Fahrradparkplätze erweitern: In den letzten drei Jahren wurden rund 300 neue Abstellmöglichkeiten geschaffen, also ca. 100 pro Jahr. Damit machen wir weiter.
- Shuttle‐Service ausbauen: Weihnachten 2023 haben wir das erstmals erprobt, die Resonanz zeigte: Das ist ausbaufähig. 2024 haben wir die Taktung verbessert. 2025 werden wir das Angebot weiter optimieren und etablieren.
- Poller im Innenstadtbereich setzen: 2017/2018 saß eine LCM‐Delegation im Rathaus und hat meinem Vorgänger ein austariertes Poller‐Konzept vorgestellt. Das wurde damals abgelehnt. Ich freue mich, dass wir in meiner ersten Amtszeit mit der Umsetzung eine Poller‐Lösung beginnen. Denn der Rat hat dem Konzept zugestimmt. Das ist gut und richtig, nicht nur aus Verkehrs‐, sondern auch aus Sicherheitsaspekten.
- Begrünung der Innenstadt: Überall dort, wo wir aktiv werden, begrünen wir. Der Marienplatz ist von der politischen Mehrheit noch nicht umgesetzt. Der Schrangenplatz wird als voraussichtlich nächster Schritt gemeinsam mit dem Bürger:innenrat neu beplant.
- Oasen zum Verweilen schaffen: Das haben wir bereits erledigt. Neu ist das Konzept „Erlebbare Ilmenau“, an dem wir die Bürger:innen beteiligen. Machen Sie mit!
- Barrierefreiheit: Hier hat uns der Niedersächsische Integrationsbeirat ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt! Natürlich wissen, wir, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Auch angesichts der Denkmal‐Thematik. Die mobile Rampe findet bereits eine gute Akzeptanz.
- Sitzgelegenheiten für Jung und Alt: Es gibt bereit die grünen Oasen. Inzwischen haben wir 228 Bänke alleine in der Innenstadt, davon 116 aus Förderprogrammen. Dazu kommen noch die Parkanlagen und das weitere Stadtgebiet.
- Verlässliche Fußgängerzonen: Bei der Kontrolle des fließenden Verkehrs haben wir keine Handhabe. Die Poller werden aber einen Beitrag dazu leisten.
- Flohmärkte & Straßenfeste: Die Hansestadt hat in den letzten zwölf Monaten kein einziges Straßenfest und keinen Flohmarkt abgelehnt. Ausnahme machte nur eine Aktion zum Grillen auf dem Stint.
- Spielplätze in der Innenstadt: Direkt am Stadtkern gibt es den Clamartpark, den Liebesgrund, den Basteipark, den Wandrampark. Ich könnte mir vorstellen, dass ggf. dann auch Schrangenplatz folgt.
- BID (Business Improvement Districts) stärken und fördern: Diese Forderung sollten Sie ggf. überdenken. Vorsichtig formuliert: Die, die das gut finden, sind oft die, die es nicht bezahlen müssen. Zahlen müssen die Eigentümer und Gewerbetreibenden. Wenn die nicht mitmachen, gibt es kein BID.
- Quartiersmanager fördern: Aktuell haben wir sieben Stadtteilmanager:innen, zehn Stadtteilhäuser, ein Stadtteilbüro im Hanseviertel. Zuletzt sind die Oase Oedeme und das Stadtteilhaus Kaltenmoor eröffnet worden. Das Jugendzentrum Stadtmitte folgt.
- Citymanagement stärken: Die Lüneburg Marketing GmbH hat eine neue Struktur und ist so förderfähig. Als Hansestadt haben wir dadurch noch mehr Verantwortung und Einfluss.
- Wochenmarkt verlässlich bis 15 Uhr: Das klingt gut, geht aber nicht. Das ginge nur mit den Marktbeschickern. Die sagen: Grade die frühen Zeiten um 7‐8 Uhr sind seit einigen Jahren extrem umsatzstark. Ab 12 Uhr lässt es nach. In den Sommermonaten ist die Ware zudem nicht so lange haltbar bei hohen Temperaturen. Außerdem stehen sie seit früh am Morgen auf dem Markt und haben auch Feierabend verdient.
- Einhaltung der Lüneburger Liste: Daran halten wir uns natürlich.
- Kein Gewerbe auf grüner Wiese: Das machen wir auch nicht.
- Kein innenstadtrelevantes Angebot in Gewerbegebieten: Das lenken wir so, wie es die gesetzlichen Vorgaben erlauben.
- Bestehenden Branchenmix sinnvoll ergänzen: Darauf haben wir kaum einen Einfluss
- Aktives Leerstandsmanagement: Das haben wir. Als digitales Tool und in Präsenz mit dem Innenstadt‐Team. Außerdem sind wir z. B. auf Fachmessen und werben für den Standort.
- Einzelhandelsentwicklung nach Bedürfnis steuern: Das steuert die Marktwirtschaft.
- Einzelhandelskonzept planen/umsetzen: Dazu sollten wir uns bitte nochmal austauschen, um diesen Wunsch zu konkretisieren.
- Umbaumaßnahmen vereinfachen: Hier halten wir uns an geltendes Recht. Besonders beim Brandschutz, da ist das unerlässlich. Ein Thema, das uns übrigens auch selbst belastet.
- Mieten senken: Das würden wir auch wollen, können wir aber kaum beeinflussen.
- Freies WLAN in der Innenstadt: Dafür gab es keine Mehrheit im Rat. Die Begründung: Heutzutage sei das nicht mehr erforderlich.
- Wegweiser/Wegleitsystem: Daran arbeiten LMG und Innenstadtmanagement.
- QR‐Codes für Sehenswürdigkeiten: Dieses Thema ist in Arbeit.
- Frequenzbringer ansiedeln: Nur zu gern - Frequenzbringer sind immer willkommen in Lüneburg.
- Branchenmix in den Straßen: Das regelt die Marktwirtschaft.
- Öffnungszeiten vereinheitlichen: Das ist richtig. Sprechen Sie mit Ihren Mitgliedern.
- B‐Lagen stärken (Am Berge): Ein drängendes B‐Lagen‐Problem ist uns nicht bekannt, bei Bedarf können wir uns dazu nochmal austauschen.
- Selfie‐Stationen: Gerade ist eine am Stint von „Rote Rosen“ beworben worden. Gibt es weitere Ideen?
Soweit die Wunsch‐Liste des LCM. Ich hoffe es wird deutlich: Vieles davon ist angeschoben oder erledigt, zu ein paar Sachen sollten wir nochmal sprechen und einiges regeln einfach der freie Markt oder andere Akteure. Da wünschen wir, auch im Eigeninteresse, dass Sie mit Ihren Ideen weiterkommen.
Was haben wir noch umgesetzt? Die erste Stunde parken in Parkhäusern ist kostenlos. Die Winterbeleuchtung kommt. Wir haben StadtWC und Stillräume geschaffen. Das Rathaus‐WC ist kurz vor der Eröffnung und das Sülzwiesen‐WC ist endlich modern und sauber. Der Luna Music Club läuft sehr gut und die Tunneltöne sind stark besucht. Das Theater am Markt eröffnet morgen und wir haben den Mietvertrag für den Dialograum verlängert.
Innenstadtförderung braucht auch grundsätzlich Wirtschaftsförderung: Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit WLG und LMG. Wir haben einen Wirtschaftslotsen eingeführt. Gerade erst hat sich im Rathausgarten die Start‐Up‐Szene zum „StartUp‐Meetup“ getroffen – das ist u. a. ein Ergebnis der Stadtkonferenz zu „Wirtschaft im Wandel“.
Kurzum: Es bewegt sich allerhand in Lüneburg. Es gibt doch viel Gutes zu berichten. Dabei gibt es keinen Grund, die Füße hochzulegen. Ganz im Gegenteil. Und ganz besonders nicht beim Thema Sicherheit und Sicherheitsgefühl. Auch, wenn wir hier in „schlechter Gesellschaft“ mit andern Städten sind: Denn überall nimmt in den Städten der Drogenkonsum spürbar zu. Insbesondere Crack verändert das Verhalten der Menschen massiv, das zeigt sich im Stadtbild.
Auch, wenn wir einen bundesweit gesellschaftlichen Wandel haben, der an Lüneburg nicht vorbeischwappt, auch, wenn also die Rahmenbedingungen schwer zu ändern sind: So ist eine veränderte Lage anzuerkennen und zu prüfen, was wir hier vor Ort tun können, um dem zu begegnen.
Deshalb habe ich den Runden Tisch „Innenstadt“ reaktiviert. An dem Tisch sitzen die, die mit dem Thema im Alltag beschäftigt sind: Polizei, Diakonie, Drogenberatung, Kirche, Gastronomen, Verwaltungsspitze, Ordnungsamt, PKL‐Leitung, Amtsgericht, Landkreis und der LCM. Heiko Meyer wird sicher dazu im Vorstand berichtet haben.
Nein, eine Rundumlösung haben wir dort noch nicht gefunden - damit könnten wir wohl auch bundesweit viel Geld verdienen. Aber auch aufgrund dieser Gespräche haben wir in unserer Stadt einen KOD eingeführt und das Streetworking ausgebaut. Auch, wenn es die komplette Rundumlösung dieses Themas noch nicht gibt - und die eine Lösung wird es wohl nicht geben, da das Thema hochkomplex ist.
Es sind dafür aber immer wieder kleine Schritte, die auch etwas bewirken. Sie gelingen, weil verschiedene Perspektiven zusammenkommen. Die brauchen wir, weil dieses Thema eben so hochkomplex ist. Und weil häufig jeder aus seiner Binnensicht eine feste und richtige Meinung hat. Denn natürlich schaut ein Händler anders auf eine Situation als ein Polizist, ein Sozialarbeiter, ein Pastor oder ein Kollege des KOD. An diesem runden Tisch tauschen wir uns aus - ohne breite Öffentlichkeit, dafür sehr offen. Das schafft Verständnis und erweitert den Horizont.
Und es bringt uns auch voran: Wir haben die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren gut verzahnt und werden den KOD noch weiter verstärken. An der Ilmenaustraße konnten wir so u.a. durch einen massiven Grünbeschnitt sehr zügig einen Dealer‐Treffpunkt entschärfen. Die Polizei verstärkt aktuell, wie am runden Tisch besprochen, ihre Kontrollen in der Innenstadt. So stand es auch im Polizeibericht vor einer Woche: „In der Ilmenaustraße, Bei der Ratsmühle sowie Am Berge wurden von mehr als 20 Personen die Personalien festgestellt, mehrere Platzverweise ausgesprochen.“ Und weiter wichtig: „Weitere Kontrollen folgen.“
Sicher hat Herr Meyer auch von dem Angebot berichtet – also dem Angebot von Streetworking und KOD –, sich persönlich mit den Gewerbetreibenden in der Innenstadt auszutauschen, um sich kennenzulernen und ein Gesicht zu haben, das man zur Not ansprechen und herbeirufen kann.
Ein wichtiges Angebot. Bitte, nutzen Sie es, damit man einen kurzen Draht hat und sich persönlich kennt. Denn wir bekommen dieses Thema, mit dem nahezu jede Kommune umgehen muss, nur gemeinsam in den Griff.
Klar ist: Wir müssen die Situation ernst nehmen. Das tun wir. Auch weiterhin. Denn wir brauchen Lösungen. Und jede Perspektive hat ihre Berechtigung. Klar ist aber auch: immer und immer wieder lautstark von den „schlimmen Zuständen in unserer Stadt“ zu lamentieren, oder von dem Angstgefühl in unserer Stadt – das bringt uns nicht nach vorne.
Das Gegenteil ist der Fall! Und das gleich aus 2 Gründen:
1. Streetworking und Polizei sagen sogar: Eine skandalisierte Geschichte in den Medien macht oft die Arbeit eines halben Jahres wieder kaputt. Öffentliche Negativkommunikation behindert also deren Arbeit. Das können wir nicht wollen, oder?
2. Unsere Innenstadt ist ein Schatz. Ich komme ja nun auch viel in andere vergleichbare Städte und muss sagen: Wir sind da immer noch gut aufgestellt! Das war jetzt subjektiv. Aber damit bin ich nicht alleine. Stadtführer, Marketing, einige Händler und gerade heute der Sülfmeister bestätigen immer wieder, wie die Menschen von unserer Stadt begeistert sind. Das wurde uns auch objektiv bei der letzten Stadtkonferenz zum Thema Innenstadt bestätigt. Mit einer Vergleichsstudie von 107 Innenstädten.
Bestätigt wurde auch: Ein Schlechtreden der Innenstadt ist schlecht! Das gilt auch für die vermeintliche „Unerreichbarkeit der Innenstadt“. Irgendwann wird das geglaubt und in den Parkhäusern ist noch mehr Platz. Zumindest gutes Marketing für unsere Stadt ist das nicht.
Also: Lassen Sie uns die Probleme da besprechen, wo wir sie auch lösen können! Ich sage das hier ganz deutlich: Ja, wir haben noch nicht für alles eine Lösung, wie auch? Und ich kann nachvollziehen, dass es immer mal Unzufriedenheit mit dem Verwaltungshandeln gibt. Und auch wenn wir noch nicht alle Lösungen haben, auch wenn wir vielleicht inhaltlich an einem Punkt wie Parkplätze oder auch anderen Punkten auseinanderliegen: ein gutes Marketing sollte doch unser aller Interesse sein!
Das war auch der Gründergeist der W&P. Damals schrieb die LZ: „Die in der neuen ‚Werbe‐ und Parkgemeinschaft Lüneburg‘ zusammengeschlossenen Firmen und Bürger wollen gemeinsam dazu beitragen, dass sich überall herumspricht, was Lüneburg aufweisen kann.“
Meine Verwaltung ist offen für konkrete, realistische und bezahlbare Vorschläge. Markus Moßmann ist heute Abend hier, das Innenstadt‐Management ist stark vertreten. Denn, der LCM als Stimme der Stadt liegt uns am Herzen. Und ich baue auf weiter konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Stadt.
Ein letztes Zitat für heute: „Lüneburg lockt Leute.“ So freuten sich die Gründer der W&P. Das stimmt bis heute: Übernachtungszahlen steigen weiter, die der Tagesbesucher ebenfalls. In diesem Sinne: Lasst uns unsere Stärken stärken und die haben wir ‐ noch mehr als andere Städte. Lassen Sie uns weiter leidenschaftlich & gemeinsam für Lüneburg arbeiten!
Ja, Lüneburg lockt Leute – und am besten: „Lüneburg lockt lächelnd.“

Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch
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