Neue Bestseller für die Ratsbücherei: Private Spender schenken vier besondere Bibeln
HANSESTADT LÜNEBURG. – Die Lüneburger Ratsbücherei hat wieder neue Kulturschätze hinzugewonnen: Private Spender haben am Mittwoch, 17. August 2022, vier Exemplare eines alten Beststellers überreicht. Die Bibel wurde so oft wie kein anderes Buch verkauft, der Markt für den Druck und Vertrieb war heiß umkämpft. Die von Stern´sche Druckerei gehörte im 17. und 18. Jahrhundert zu den dominierenden Druckereien am Markt und machte die Bibel damit zum Lüneburger Kulturgut.
Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch freut sich, dass die Kulturschätze dank der Spender ihren neuen Platz in der Ratsbücherei gefunden haben: „Das ein wunderschönes Beispiel für Kulturförderung und zivilgesellschaftliches Engagement in Lüneburg. Diese Ausgaben sind nicht nur ausgesprochen selten, sondern sie erzählen auch Geschichten aus dem Leben der Menschen von damals. Damit geht es heute also auch um ein Stück Lüneburger Stadtgeschichte und Kulturgut.“
Denn lange Zeit war die Bibel mit ihren Texten Geschichten und Bildern weit mehr als religiöse Schrift: Sie war das wichtigste Unterhaltungsmedium für Familien. Das wird unter anderem deutlich sichtbar an den Gebrauchsspuren und handschriftlichen Notizen in den vier gespendeten Bibeln.
Die Exemplare wurden privat gespendet von dem Lüneburger Pastor Hans-Wilfried Haase, Kirsten Kurpeik und Susanne Zander. Darunter eine Historienbibel von 1684, die extra für Jugendliche im Stil einer Erzählung aufgelegt wurde und die vier Evangelien zusammenfasst. Ebenso ergänzen nun eine Stern-Bibel von 1656, eine Berleburger Bibel von 1726 und die Egenolff-Bibel von 1534 die Sammlung der Ratsbücherei.
Auch der Leiter der Ratsbücherei Dr. Thomas Lux freut sich: „Lüneburg ist nicht nur Stadt des Salzes sondern auch des Buchdrucks. Solche besonderen Bibeln gehören traditionell in den Bestand unserer 600 Jahre alten Ratsbücherei und wir freuen uns, sie einer wissenschaftlichen Nutzung zuführen zu können.“
Dr. Wolfgang Schellmann ist der „Lotse“, wenn es darum geht, für die Forschung besonders wertvolle Exemplare zu erkennen und aus dem Privatbesitz in die Ratsbücherei zu bringen. Seit gut 40 Jahren forscht der Lüneburger, wie Verlage damals um Marktanteile kämpften – mit immer neuen Ideen eines an Zeit und Umfeld angepassten Marketings. Auch er betont die Bedeutung Lüneburgs auf diesem Feld: „Nur wenige städtische Bibliotheken in ganz Deutschland haben einen so besonderen und großen Altbestand. Gerade hier ist gut zu erkennen, wie stark der Bibeldruck das Erscheinungsbild heutiger Printmedien und die Methoden moderner Medienkommunikation vorweggenommen hat.“
Rund 200 Originalausgaben von Stern’scher Bibeldrucke besitzt die Ratsbücherei bereits, die Älteste Bibel in der Sammlung stammt aus dem 15. Jahrhundert. 250 weitere werden noch aus der Sammlung Schellmanns hinzukommen, wenn die Ratsbücherei die aktuellen Modernisierungsarbeiten abgeschlossen hat.
Die erste Lüneburger Bibel aus der von Stern´schen Druckerei erschien 1614, die letzte wurde 1862 gedruckt. Mindestens eine halbe Millionen Bibeln sind über den Platz am Sande in die Welt hinausgegangen.

Die privaten Spender Hans-Wilfried Haase (von links) und Kirsten Kurpeik freuen sich gemeinsam mit Ratsbücherei-Leiter Dr. Thomas Lux, Bibelforscher Dr. Wolfgang Schellmann und Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, dass die Lüneburger Ratsbücherei neue Kulturschätze dazu gewonnen hat. Foto: Hansestadt Lüneburg
Hansestadt Lüneburg
Pressestelle
+49 4131 309-3118
E-Mail senden